Die Regel lautet: Es gibt keine Regel.

Im Studium haben wir gelernt, dass es auch in der Architektur ein Richtig und Falsch gibt und man eine Haltung zu finden hat, die es unbedingt zu vertreten gilt, will man als Architekt ernstgenommen werden. Und wenngleich es wichtig ist ein Projekt gut zu strukturieren, Räume wohl zu proportionieren und mit einem angemessenen Augenmass zu planen, so darf man doch nicht dem Irrtum verfallen, all sein Schaffen unter eine formale Maxime oder sogenannte Haltung (Moderne, Postmoderne, Dekonstruktivismus, etc.) zu zwängen. Nicht nur, dass unterschiedliche Programme ganz unterschiedliche Anforderungen an die Lösungen stellen – es gibt eine ganze Handvoll von Bedingungen, die auf ein Projekt einwirken und letztlich zu einem im besten Falle überzeugenden Ergebnis führen.

Unsere Arbeit brachte uns an sehr unterschiedliche Orte, mit eigener Geschichte und kultureller Prägung. Was an einem Ort Selbstverständlichkeit war, galt anderswo als fremd, neu, positiv überraschend. Wir kamen mit Menschen zusammen, die ihre Wünsche und Träume in gebautem Raum wiederfinden wollten und es entstand ein Dialog, dessen Ergebnis interessanter war als alles, was allein am Schreibtisch entstanden wäre. So ergaben sich nicht nur neue Perspektiven – vielmehr wurde das Spiel und die Arbeit mit Bildern, Orten und Traditionen weit wichtiger als die reine Haltung oder das vermeintlich Richtige, dass vielleicht auf dem Papier Bestand hat, aber im realen Leben und Erleben viel zu oft versagt. Doch anstatt dass uns diese Erkenntnis demotiviert oder unsere Grundfesten erschüttert hätte, gewannen wir eine Freiheit, deren ständiges Suchen und Infrage-Stellen uns tagtäglich neu motiviert. So stellen wir fest, dass manchmal die beste Regel lautet, dass es keine Regel gibt…

Helko Walzer, architecte